Bestimmungen, Herausforderungen und Chancen der ESG-Kriterien für die Immobilienbranche
Kaum ein Thema wird im Immobiliensektor aktuell heißer diskutiert als die ESG-Kriterien und ihre Auswirkungen. Immobilienunternehmen sind aufgefordert zu handeln und den gesetzlichen Bestimmungen nachzukommen. Die Schnelligkeit, mit der die neuen Regularien eingeführt wurden, hat in vielen Unternehmen jedoch zu einer Informationslücke geführt. Mitarbeiter*innen fühlen sich unzureichend informiert und entsprechend unsicher im Umgang mit den Anforderungen. Nicht zuletzt ist das Thema ESG in Abhängigkeit des Wirtschaftszweiges unterschiedlich zu betrachten und sollte daher individuell bewertet werden.
KUGU hat sich das Thema für die Immobilienwirtschaft einmal genauer angeschaut und Antworten auf die wichtigsten Fragen zusammengetragen. Dabei zeigt sich: das Thema ESG stellt auch eine Chance dar, den Markt neu zu gestalten. Die geforderte Digitalisierung des Immobilienmanagements automatisiert und vereinfacht Arbeitsprozesse, schafft Transparenz und kann mit den richtigen Maßnahmen zu mehr Energieeffizienz in Gebäuden führen. Wer ESG als Möglichkeit zur Veränderung statt als notwendiges Übel betrachtet, hat jetzt die Möglichkeit, den Markt von morgen mit neuen Geschäftsmodellen zu erobern.
Wofür steht die Abkürzung ESG und welche Anforderungen stellen die drei Bereiche an die Immobilienbranche?
Mit dem EU Action Plan on Sustainable Finance wurde festgelegt, dass Unternehmen ihre Nachhaltigkeits-Bilanz in den Bereichen Environment, Social und Governance offenlegen müssen. Ein jährliches Reporting anhand festgelegter Kriterien soll für mehr Transparenz sorgen und wichtige Anhaltspunkte hinsichtlich der Kreditwürdigkeit eines Unternehmens liefern. Zur Berichterstattung verpflichtet sind aktuell Finanzmarktteilnehmer mit mehr als 500 Mitarbeiter*innen. Die Ausweitung des verpflichtenden Reportings auch auf kleinere Marktteilnehmer ist ab 2026 geplant.
Der Bereich Environment legt einen Fokus auf klimafreundlichen Bauweisen und Bewirtschaftungen von Gebäuden. Zum Zwecke des Klima-und Umweltschutzes sollen Gebäude energieeffizient und zukunftssicher sein. Konkret umgesetzt wird das durch Dekarbonisierung, höhere Grünflächenanteile, grüne Mietverträge, wärmeffiziente Anlagen oder auch die Nutzung erneuerbarer Energien.
Im Bereich Social spielen Arbeitsbedingungen, gesellschaftliches Engagement und der Gesundheitsschutz eine tragende Rolle. Es werden sowohl interne Aspekte des Unternehmens beleuchtet wie Work-Life-Balance, Diversität und Inklusion im Team, als auch externe Aspekte im Hinblick auf die Gesellschaft. Insbesondere für die Gesellschaft tragen Immobilienunternehmen eine hohe Verantwortung. Durch sozialen Wohnungsbau, Seniorenheime, studentisches Wohnen und barrierefreie Gebäude können sie für Gleichberechtigung sorgen und die kommunale Entwicklung fördern.
Auf die nachhaltige Führung des Unternehmens zielt der Bereich Governance ab. Sämtliche Kontroll- und Steuerungsprozesse sowie Unternehmenswerte sollen nachhaltig gestaltet werden. Die Einführung eines Nachhaltigkeits- und Wertemanagements ist in diesem Zuge wichtig und hilft, den Anforderungen nachzukommen.
Wie hängen der Green Deal und die EU Taxonomie mit den ESG-Kriterien zusammen?
Der sogenannte Green Deal beinhaltet die von der EU-Kommission festgesetzten Klimaziele für die EU. Dazu gehören die Reduktion von Treibhausgasen um 60 % (von 1990 bis 2030) und die vollkommene Abschaffung von Netto-Treibhausgasemissionen bis 2050. Europa soll der erste klimaneutrale Kontinent werden. Dass die Immobilienbranche dabei eine verantwortungsvolle Aufgabe übernimmt, belegen die 36 % der Treibhausgase, die aktuell allein auf den Gebäudesektor entfallen. Innerhalb des Green Deals stellt die EU-Taxonomie ein Instrument zur Erreichung eben dieser Klimaziele dar.
Die EU Taxonomie teilt wirtschaftliche Tätigkeiten und Produkte in verschiedene Nachhaltigkeitsstufen ein, um Unternehmen und Gesellschaft eine Richtung zu geben, was als "nachhaltig" angesehen werden kann. Das Hauptziel ist die Etablierung eines europaweiten, einheitlichen Klassifizierungssystems für nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten. Für den Gebäudebestand besagt die Taxonomie bspw., dass vor dem 31.12.2020 errichtete Gebäude nur dann nachhaltig sind, wenn sie den Energieeffizienzanforderungen gemäß des Energy Performance Certificates A entsprechen oder zu den 15 % der energieeffizientesten Gebäude des nationalen oder regionalen Gebäudebestands gehören.
Mit welchen Herausforderungen sehen sich Immobilienunternehmen bei der Erfüllung der ESG-Anforderungen konfrontiert?
Ab Januar 2023 wird die Form des ESG-Reportings konkretisiert. Unternehmen werden verpflichtet, Inhalt, Methodik und Darstellung der ESG-Kriterien nach ganz genauen Vorschriften offenzulegen. Die größte Herausforderung dabei ist dann die Datenerhebung, die Unternehmen vor technologische, finanzielle und handwerkliche Schwierigkeiten stellt. Viele Unternehmen besitzen schlichtweg noch keine Systeme für skalierbares Datenmanagement oder aber sind deren vorhandene IT-Systeme nicht interoperabel mit der Zählertechnik. Folglich können die für das ESG-Reporting relevanten Energiedaten nur mühselig aus den Rechnungen der Versorger entnommen und manuell in externe Tools oder Excel-Tabellen übertragen werden. Darüber hinaus mangelt es an IT-Dienstleister*innen und fachlicher Expertise, automatisierten Prozessen für Fehlermeldungen und Reportings und einfach zugänglichen Software-Tools, die ein kollaboratives Arbeiten ermöglichen.
Es zeigt sich: ein erfolgreiches ESG-Management funktioniert nur mit Digitalisierung. Über die Automatisierung und Optimierung von bestehenden Prozessen hinaus, fordern die ESG-Regularien die Digitalisierung gänzlich neuer Arbeitsabläufe. Da so etwas nicht von heute auf morgen passiert, sind agile Arbeitsmethoden und ein gutes Projektmanagement wichtig, damit bestehende und neue Prozesse systemübergreifend miteinander vernetzt werden.
Ausblick – Wie verändert sich die Immobilienbranche durch die ESG-Kriterien?
Im Hinblick auf Nachhaltigkeitsmanagement und Digitalisierung hat der Immobiliensektor im Branchenvergleich noch großen Nachholbedarf. Folglich muss und wird sich die Branche in den nächsten Jahren stark verändern. Das Thema Ganzheitlichkeit hält Einzug in die Branche. Immobilien werden nicht mehr monolithisch geplant und entwickelt, sondern in enger Zusammenarbeit mit Behörden, Stadt- undUmweltplaner*innen. Künftig werden vor allem ESG-konforme Bauprojekte hohe Renditen erzielen und wettbewerbsfähig bleiben.
Wie genau muss ich als Immobilienunternehmen denn jetzt aktiv werden?
Das Schlüsselwort ist ein energieeffizienter und zukunftssicherer Gebäudebestand. Wo noch nicht passiert, muss im ersten Schritt die für die digitalen Abläufe unabdingbare Hardware installiert werden. Sind die Grundvoraussetzungen geschaffen, sind anschließend Tools notwendig, mit denen die Daten erhoben und verwaltet werden.
Die digitale Energiedaten-Plattform von KUGU Home ist einTool, das Energiedaten mittels IoT-Technologie und künstlicher Intelligenz in Echtzeit transparent macht und auswertet: Von der Heizkostenabrechnung und Anlagensteuerung über das CO2-Monitoring bis hin zum technischen Anlagemanagement. KUGU unterstützt Immobilienunternehmen dabei, Energie einzusparen, die CO2-Bilanz deutlich zu verbessern und Gebäude ESG-konform sowie zukunftssicher zu machen.
Im Hinblick auf Nachhaltigkeit und ESG-Kriterien überwacht die KUGU Software mittels Live-Daten von Gas-, Fernwärme- und Ölverbrauch permanent die CO2- Belastung des Gebäudes und identifiziert CO2-Optimierungspotenziale der Anlagen unmittelbar. Für dasESG-Reporting liefert es also unter Einhaltung der Compliance-Bestimmungen die perfekte Datengrundlage.
Sie haben Fragen zum Thema ESG? Unser KUGU-Experte freut sich Ihnen weiterhelfen zu können:
Christopher von Gumppenberg
Founder & CEO der KUGU Home GmbH